Die Krefeld Ravens haben sich gut erholt von der Niederlage bei den Hamburg Pioneers gezeigt und im Auswärtsspiel bei den Elmshorn Fighting Pirates einen verdienten 33:21 (14:7)-Sieg eingefahren. Dabei machte sich das Team das Leben aber schwerer, als nötig gewesen wäre, trotzte aber insgesamt den Belastungen der vergangenen Wochen. Immerhin hatte man für das Testspiel in Paderborn und die Auswärtsspiele in Leipzig, Hamburg und Elmshorn insgesamt knapp 3.500 Reisekilometer in nur rund fünf Wochen hinter sich gebracht. Speziell im zweiten und dritten Quarter leistete man sich immer wieder unnötige Fehler, Strafen und Ballverluste, die aus einem eigentlich dominanten Auftritt einen vergleichsweise knappen Erfolg machten.
Zunächst aber sah es nach einem höchst dominanten Auftritt aus. Die Ravens gewannen den Cointoss und wählten, den Ball in der zweiten Halbzeit zu bekommen. Und gleich zu Beginn zeigte die Defensive ein Statement und zwang die Hausherren zum Punt. So ging die eigene Offense aufs Feld und legte gleich ihrerseits ein Statement hin. Jakob Bojko, der etwas überraschend als Quarterback startete, zeigte einen starken Lauf und gleich im nächsten Play bediente er den völlig freien J´Mari Davis und der lief gleich zum ersten Touchdown des Tages. Und weiter dominierten die Gäste, jagten die Offense der Piraten erneut vom Feld und kamen gleich ihrerseits zum nächsten Big-Play: Bojko bediente mit einem langen Pass Rückkehrer Moussa Keita und der pfeilschnelle Receiver brachte den Ball bis an die gegnerische Drei. Den Rest besorgte Bojko selbst und lief mit starkem Spin-Move zum 14:0 – auch diesen Extrapunkt verwandelte er selbst. Und weiter blieb das Bild unverändert. Nach einem Three-and-out der Gastgeber zeigten die Ravens den nächsten starken Drive, waren dann aber bei Drittem und lang unter Druck. Bojko bediente Juju Minuth, der unter Bedrängnis einen starken Catch hinlegte und sich dann bis an die gegnerische 20 nach vorn arbeitete, dort aber fumbelte er den Ball und die Chance auf weitere Punkte war vergeben. Damit kam plötzlich ein Bruch ins Spiel der Offense. Fortan zeigte die Defense sich weiter stark, die Offense aber kam nicht mehr so ins Spiel wie zuvor. So war es offensiv wie abgeschnitten und die Ravens mussten mehrfach punten. Und es kam, wie es musste: Bei einem der ansonsten wenig erfolgreichen und sehr lauflastigen Drives der Gastgeber, brach Import-Runningback Andre Renteria durch und war plötzlich auf und davon, um auf 7:14 zu verkürzen. Mit diesem Zwischenstand ging es dann auch in die Halbzeit.
Die Ravens bekamen im zweiten Durchgang den Ball und legten zunächst einen guten, jetzt von Lukas Wevelsiep orchestrierten, Drive hin. Doch wieder waren es Flaggen, die zu einem 4. und lang führten – Allerdings außerhalb Fieldgoal-Reichweite. So spielte man den Versuch aus, doch der Pass wurde kurz vor der Endzone intercepted. So kam Elmshorn zum Ballbesitz und geriet schnell unter Druck. Doch bei 3. & lang war es einmal mehr Renteria, der den Ball bekam und zunächst sah es aus, als sei er weit vor der Line to gain getackelt. Doch er blieb auf den Füßen, kämpfte sich heraus und bracht gleich ein halbes Dutzend Tackles und hatte plötzlich Luft und ging für 88 Yards auf und davon zu seinem zweiten Touchdown. Plötzlich war es ein enges Spiel, in dem bei den Ravens offensiv wenig zusammenlief. Selbst als nach einem Punt ein Elmshorner Abwehrspieler den Ball berührte und Justin Kleckers ihn an der gegnerischen 8 für seine Farben sicherte, gelang es nicht, weitere Punkte zu holen. Im Gegenteil, durch Strafen ließ man sich sogar zurückdrängen und der folgende Fieldgoalversuch wurde geblockt. Das Spiel drohte in dieser Phase zu kippen, obschon die Ravens-Defense weiterhin fast nichts zuließ. Dann kam es gut eine Minute vor Ende des dritten Quarters zum Schock: Rami Mohammed, der bis dato hervorragende D-Liner, lag plötzlich schreiend vor Schmerz auf dem Rasen. Es folgte eine Unterbrechung von gut einer halben Stunde, in der der Ravens-Akteur versorgt und schließlich per Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht wurde. Aus der Unterbrechung aber kamen die Gäste viel stärker zurück, als die Hausherren. Plötzlich funktionierte speziell im Lauf wieder alles. Mit sehr variablem Spiel über viele Sweeps über die rasend schnellen Davis und Keita sowie den jetzt wieder immer wieder eingesetzten Bojko und natürlich Wedge bewegte man stark den Ball und kam so zu weiteren Scores. Erst war es erneut Davis mit einem langen Lauf per Jet-Sweep, der über die linke Seite die Führung zurückholte. Zwar misslang bei Extrapunkt der Snap, doch die Ravens waren jetzt voll wieder da. Die Defense kontrollierte den Gegner nach Belieben und ließ in dieser Phase gar keine First Downs zu. Es folgte wenig später der nächste Touchdown durch einen Catch von Keita in der Endzone. Eigentlich wollte man für zwei gehen, doch ein False-Start sorgte dafür, dass es doch der Kick wurde. Und schließlich war es rund vier Minuten vor dem Ende wieder einmal Akiva Wedge, der nach einem Pitch von Wevelsiep die letzten Krefelder Punkte verbuchte. Der einzige wirklich strukturelle Drive der Hausherren mit noch gut einer Minute auf der Uhr und dem Touchdown von Josh Hartigan im vierten Versuch geriet zur rein statistischen Relevanz. Am Ende knieten die Ravens ab und feierten einen absolut verdienten Auswärtssieg, der die Bilanz in der Liga bei zwei Siegen und zwei Niederlagen ausglich.
Zum Topspieler der Offense kürten die Coaches Rückkehrer Moussa Keita. In der Defense wurde Cam Brown ausgezeichnet und Josh Purdie freute sich über den Team-MVP. Somit gehen die Ravens mit einem Schub an Selbstvertrauen in die dreiwöchige Pause vor dem Spiel gegen die Langenfeld Longhorns, den neuen Ligafavoriten am 28. Juni um 16 Uhr in der Grotenburg.
Die Scores im Überblick:
0:6 Davis
0:7 Bojko
0:13 Bojko
0:14 Bojko
6:14 Renteria
7:14 Becker
13:14 Renteria
14:14 Becker
14:20 Davis
14:26 Keita
14:27 Bojko
14:33 Wedge
20:22 Hartigan
21:33 Becker